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Kunterbunte Klostertage

Zu den Klosterknopftagen für Fortgeschrittene zog es dieses Jahr wieder Teilnehmerinnen aus ganz Deutschland und aus Österreich nach Wettenhausen. Zusätzlich zu ihren Knopfmacherutensilien hatten sie noch anderes Interessantes im Gepäck: zum Beispiel zwei Ehemänner, einen Extra-Kühlschrank, eine Mühlviertler Topfentorte, ein ufoartiges Blechklanginstrument, Lübecker Marzipan und gefährliche Kardamomkekse.

 

Wir starteten kleinkariert gewölbt mit Kacheln und Schachbrettern und nahmen uns dabei vor: Nur net hudla (nur nicht hetzen) und es gelang. Das Gorl ein anderes Wort für Gimpe ist brachte uns zwar erst mal genauso wenig weiter wie die Tatsache, das Handpan ein nachgebautes Hang ist. Aber das war auch nicht wirklich Kursrelevant und manches klärte sich dann ohnehin noch auf. Zum Beispiel dass wer Selfkante sagt Webkante meint.

 

Zwischendrin durften wir Blicke in mitgebrachte Schatzkästchen werfen. So bestaunten wir unter anderem genial originelle Schmuckkreationen aus Holz und Schiefer und akurateste Miniminiknöpfe unserer vielversprechenden Knopfmacher-Jugend.


Liebe Leute, lasst uns heute lustig languettieren begrüßte ich am nächsten Tag hochmotiviert und bestgelaunt meine Schülerinnen mit einem frisch erdachten Reim. Manche fand es dann anfangs zwar eher lästig als lustig, doch zum Glück entwickelte sich keine ernste Knopfwut. Auch wenn wir schon überlegten, welche Ecke wir am besten freihalten sollten für den Fall, dass es nötig werden sollte, Misslungenes dort hin zu schleudern. Zudem konnten wir uns auf folgende Exitstrategie einigen, wenn es hart auf hart kommen sollte: Maske auf beim fluchtartigen Verlassen des Raums Richtung Spirituosenhandlung!

 

Soweit kam es aber gar nicht, sondern im Gegenteil: selbst durch Hochknacksen entstand bei niemandem ein Knacks - über Viereckswicklung, Folienspiegel und Tortenschnürung schlingstichelten sich alle in meditative Gelassenheit, öffneten letztlich ihre Knopf-Augen und glitzerten in der Mitte. Hilfreich war dabei zu später Stunde das kleine Privatkonzert an der Handpan von unserem Klangwerker (www.klausraedisch.de), der dankenswerterweise auch anderen mal sein Blech-Ufo zu Tonversuchen überließ. Und so komponierte Markus, unser Zeremonienmeister honoris causa, spontan die Knopfsymphonie Nr. I, auch genannt die Unvollendete Posamente. Ansonsten propagierte er das Barfußlaufen zur Befreiung des Geistes. Andere bevorzugten als Ausgleich Strickentspannung oder Kumihimo-Yoga.

Da im Kloster emsige Vorbereitungen zur Feier des 80sten Geburtstags der Priorin im Gange waren genossen wir auch tagsüber verschiedene musikalische Spezialitäten. Von Klaviersonaten bis zu Blasmusik war einiges geboten. Statt spirituellem Impuls durften wir sonntags diesmal einen Ausflug in den Klostergarten zur versteckten Villa Kunterbunt machen. Die Blumen blühten, die Johannisbeeren wucherten, die Bienen stochen und die Männer planten das nächstjährige Knopfzeltlager im Apfelgarten. Außerdem, weniger spirituell aber dafür kurios, gab es einen Shopping-Abstecher in den altmöblierten sammelbetassten Klosterfundus.

 

Naturnah inspiriert stickten wir schließlich solange bunte Knopfblüten, bis auch die letzte ihr Zwirnknopftrauma bewältigt hatte. Im Nebenzimmer kamen zeitgleich einige zum spontanen Parallelkurs zusammen und lernten von Markus den Fünfstern. Auch wenn man hätte sagen können, er erfüllt nur seine ganz normale eheliche Beistandspflicht bewies unser Westenträger damit doch einmal mehr seine Vielseitigkeit. Denn er vernachlässigte trotzdem weder seine Aufgaben als Transport- und Logistikmanager, noch seine Verantwortung als Zuständiger für Kabelverlegung, Arbeitssicherheit und Evaluation oder seine Pflichten als Beauftragter für Integration, Gleichstellung und Spaßigkeit.

 

Ach, es waren ganz und gar kunterbunte, beglückende und inspirierende Tage mit wunderbaren besonderen Menschen, Erlebnissen und Ergebnissen. Sogar ich bin zwischendrin zum Privatknopfen gekommen und trage mit ein paar neuen Werken im Sandrastyle viele schöne Erinnerungen nach Hause!